Letzte Aktualisierung am 18.03.2024 um 10:13 Uhr

Unser Wohnzimmer

Björn76 war dabei und musste folgendes mitansehen.

Bremen – Es gehört beim SV Werder Bremen zum Service, seit vielen Jahren schon, und auch nach dem Heimspiel gegen den SC Paderborn machte der Verein keine Ausnahme.

Auf einem der großen Flachbildfernseher im Medienraum des Weserstadions flimmerte die aktuelle Bundesliga-Tabelle. Weiße Schrift auf grünem Grund, durchaus stimmig – und doch wäre eine andere Farbe an diesem fortgeschrittenen Sonntagabend die bessere Wahl gewesen: grau

 

„Es ist eine extrem schwere Situation“, sagte Trainer Florian Kohfeldt, der irgendwann im Laufe des Gesprächs mit den Bremer Journalisten einen Blick in Richtung Bildschirm geworfen hatte. 14 Spiele, 14 Punkte, Tabellenplatz 14, eine schöne Zahlenreihe ist das – aber auch eine schreckliche, denn Werder Bremen steckt nach diesem 0:1 gegen Schlusslicht Paderborn endgültig im Keller fest. Nur noch zwei Punkte Vorsprung sind es auf den Relegationsplatz, als nächstes geht es nun nach München – Vorweihnachtsstimmung kommt da sicherlich nicht so schnell auf.

Werder Bremen: Baumann und Kohfeldt vermeiden das Wort Abstiegskampf

Zwar spricht Kohfeldt inzwischen „nicht mehr von einer schwierigen Phase“, sondern von „einer schwierigen Saison“. Das Wort Abstiegskampf halten der Trainer und auch Sportchef Frank Baumann aber ganz bewusst weiter von ihrer Mannschaft fern. Fast so, als könnte man ihn abwenden, wenn man ihn denn bloß nicht beim Namen nennt und dadurch zum Thema macht. Der Bremer Verzicht auf dieses Wort hat allerdings andere Gründe, wie Kohfeldt erklärte.

„Das Wort Abstiegskampf nehmen wir deshalb nicht so gerne in den Mund, weil wir eine Mannschaft sind, in der Kämpfen und Aggressivität ohnehin selbstverständlich sein müssen“, sagte der 37-Jährige, der den Stil seines Teams aber nicht nur auf diese vielzitierten Grundtugenden reduziert wissen möchte: „Wir dürfen uns nicht nur darauf verlassen. Dafür haben wir auch gar nicht die Spieler.“ Heißt: Werder Bremen will auch weiterhin vor allem fußballerisch raus aus der Krise. Allerdings hatte genau das gegen Paderborn nicht funktioniert.

Werder Bremen gegen SC Paderborn: Video-Assistent greift ein

Immer wieder hatten sich die Bremer Angreifer an der Defensive der Gäste die Zähne ausgebissen, hatten schlicht keine Lösungen gegen den Aufsteiger gefunden. „Unser Passspiel war schlecht“, monierte Kohfeldt, „wir sind darin verfallen, es fußballerisch zu sehr erzwingen zu wollen.“ Dann kam irgendwann die 90. Minute, dann kam Paderborns Joker Sven Michel zum Lucky Punch. Erst Tor, dann die Fahne des Linienrichters oben, ehe schließlich der Video-Assistent nach langen zwei Minuten Wartezeit klarstellte: kein Abseits, der Treffer zählt! Aus Bremer Sicht die bittere Schlusspointe eines bitteren Abends. „Das passte genau zu diesem Spiel“, haderte Kohfeldt.

 

Werder Bremen. Sportchef Baumann verärgert

Werders Plan, dem 3:2 aus Wolfsburg einen weiteren Sieg folgen zu lassen, hatte sich also in Luft aufgelöst, was bei Manager Baumann für Unverständnis sorgte. In sachlicher Tonlage richtete er deutliche Worte an die Mannschaft. „Erst mal muss man anders ins Spiel gehen. Ich glaube, dass wir letzte Woche in Wolfsburg ganz anders ins Spiel gegangen sind, und deswegen verstehe ich nicht, warum wir das heute nicht so auf den Platz gebracht haben“, ärgerte sich der 44-Jährige.

Und weiter: „Wenn ich schon nicht den besten Tag habe, muss ich mich umso mehr reinkämpfen, und das haben wir gerade zu Beginn des Spiels nicht gemacht.“ Neben den fehlenden Punkten war es vor allem die Leistung, die Baumann nachdenklich stimmte: „Wenn man das Schalke-Spiel sieht und das heute, dann macht mir vor allem die Leistung Sorge, weil das ein Thema war, das wir über die ersten zehn, zwölf Spiele nicht bemängeln konnten.“

Werder Bremen: Paderborn war ein Rückfall

Auch Profi Ludwig Augustinsson wusste, dass Paderborn ein Rückfall war. „Wir haben darüber gesprochen, dass wir nicht so passiv spielen dürfen wie gegen Schalke, und es ist wieder passiert“, sagte der Schwede – und appellierte: „Wir müssen sehr kritisch mit uns umgehen und hart zu uns sein in dieser Woche.“

Diesen Punkt mit dem Hartsein, mit der klaren Ansprache, den hatte es bei Werder Bremen vor dem Paderborn-Spiel allerdings schon gegeben, wie Kohfeldt verriet. „Es gab einen klaren Moment“, sagte der Trainer, wollte aber nicht weiter darauf eingehen. Er richtete den Blick lieber auf die drei noch ausstehenden Spiele in diesem Jahr – Bayern, Mainz und Köln.

„Wir müssen in diesen letzten drei Spielen punkten und uns dann in er Winterpause sammeln, um in der Rückrunde unseren Rhythmus zu finden.“ Genau den habe Werder während dieser Saison aus „verschiedensten Gründen“ noch nicht gehabt. „Wir haben nicht diese Verlässlichkeit, wie wir sie letztes Jahr hatten“, sagte Kohfeldt, dessen großes Vorhaben mit seiner Mannschaft lautet: „endlich stabil bleiben.“ Damit es möglichst bald besser läuft, und der Coach nicht mehr zerknirscht festhalten muss: „Wir befinden uns nicht in der Form, in der wir sein wollen und damit ist die Wahrscheinlichkeit auf Siege nicht so hoch, wie wir sie gerne hätten.“ (dco)

 

Zur letzten Meldung vom 9. Dezember 2019

Werder-Gau! Ganz späte Pleite gegen den SC Paderborn

Werder Bremen hat das Bundesliga-Spiel gegen den Tabellenletzten SC Paderborn am Sonntag mit 0:1 verloren. Der Spielbericht der DeichStube*.

Bremen - Kaum zu glauben, aber wahr! Der SV Werder Bremen hat in letzter Minute sein Heimspiel gegen den Tabellenletzten SC Paderborn verloren. Sven Michel erzielte in der Nachspielzeit den 1:0 (0:0)-Siegtreffer der Gäste, musste mit dem Jubel aber lange warten, denn Schiedsrichter Sascha Stegemann hatte auf Abseits von Vorlagengeber Streli Mamba entschieden. Doch der Video-Beweis zeigte, dass Ludwig Augustinsson ganz knapp das Abseits aufgehoben hatte.

Ein Schock für Werder nach einer allerdings auch ziemlich schwachen Leistung. Die Bremer agierten viel zu harmlos nach vorne und müssen sich nach dieser Vorstellung mit nur 14 Punkten aus 14 Spielen und nur zwei Zählern Vorsprung auf den Relegationsplatz ernsthaft mit dem Thema Abstiegskampf beschäftigen. Die Werder-Fans machen es offenbar schon, nach dem Schlusspfiff gab es viele Pfiffe.

Werder Bremen: Leonardo Bittencourt und Davy Klaassen vergeben Doppelchance

Der Abend hatte eigentlich mit einer guten Nachricht begonnen: Niklas Moisander feierte über drei Monate nach seiner Wadenverletzung sein Comeback als Abwehrchef. Für den Kapitän musste Christian Groß seinen Platz in der Viererkette räumen. Ansonsten vertraute Kohfeldt der Startelf vom 3:2-Sieg in Wolfsburg, Philipp Bargfrede erhielt also erneut als Sechser den Vorzug vor Nuri Sahin.

Werder Bremen begann überraschend zurückhaltend, bezog Keeper Jiri Pavlenka oft ins Spiel ein. Der offensichtliche Plan: Die für ihr hohes Pressing bekannten Paderborner sollten gelockt und dann überspielt werden. Doch das gelang nicht, weil Werder mit Ball viel zu ungenau agierte. Trotzdem hätten die Grün-Weißen in Führung gehen müssen. Leonardo Bittencourt scheiterte am stark reagierenden Keeper Leopold Zingerle, der auch die große Nachschusschance von Davy Klaassen, der zu schwach abschloss, vereitelte (14.). Maximilian Eggestein machte es nicht besser, ließ die nächste gute Gelegenheit der Gastgeber liegen (25.).

Werder Bremen erarbeitet sich kaum Torchancen gegen SC Paderborn

Werder erhöhte den Druck, doch dieser Schuss wäre beinahe nach hinten losgegangen. Jiri Pavlenka konnte gegen Sebastian Vasiliadis (29.) und Klaus Gjasula (30.) gerade noch so den Rückstand verhindern. Durchatmen bei den Bremern, die im Spiel nach vorne immer mehr Fehler produzierten. Das galt speziell für Yuya Osako. Aber auch Leonardo Bittencourt, Eggestein und Klaassen verloren viel zu oft den Ball. Und Milot Rashica fand so gar nicht ins Spiel. Das konnte nach der Pause eigentlich nur besser werden.

Wurde es aber nicht. Werder agierte zwar aggressiver, dominierte auch das Spielgeschehen, konnte sich aber keine Torchancen erarbeiten. Trainer Kohfeldt reagierte, brachte bereits in der 59. Minute Claudio Pizarro für den schwachen Osako. Und siehe da: Eggestein sah sich gleich mal genötigt, aus 22 Metern draufzuhalten, aber Zingerle war auf dem Posten (64.).

Werder Bremen: Sven Michel trifft - Videobeweis hilft SC Paderborn

Kurz darauf gab Philipp Bargfrede das Zeichen zum Wechsel, sein Tank war leer. Und wie schon in Wolfsburg brachte Kohfeldt nicht Nuri Sahin als Sechser für einen Sechser, sondern einen Angreifer: diesmal Benjamin Goller (67.), weil Josh Sargent verletzungsbedingt fehlte. Irgendwie musste doch endlich ein Tor her. Also probierte es Rashica einfach mal alleine, doch sein Schuss nach einem feinen Solo ging über das Tor (75.). Der Kosovare war es auch, der Bittencourt perfekt in Szene setzte – doch dieser zögert zu lange mit dem Abschluss und traf nur das Außennetz (86.).

Auf der anderen Seite entschärfte Augustinsson mit großer Eigentor-Gefahr gerade noch so im eigenen Fünf-Meter-Raum eine scharfe Hereingabe (88.). Und dann traf Sven Michel und durfte in der Nachspielzeit nach dem Video-Beweis das 1:0 und die Punkte sechs, sieben und acht für den Aufsteiger bejubeln. Bei Werder Bremen gingen hingegen die Köpfe herunter. Die Freude über den 3:2-Sieg in Wolfsburg vor einer Woche, den ersten drei nach acht sieglosen Spielen, ist nun großem Frust gewichen. Und als nächstes geht es ausgerechnet zum Rekordmeister FC Bayern München, der allerdings auch etwas angeschlagen ist. (kni)

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