Letzte Aktualisierung am 22.04.2024 um 21:11 Uhr

Unser Wohnzimmer

Am 121. Geburtstag unseres geliebten SVW kann und darf man ja eigentlich nicht verlieren. Und genauso ist es gekommen!!!

Chris, Hitch, Roems, Stautzi waren von uns dabei.

 
Ein Abend für die Ewigkeit: Die Werder-Profis feiern den Pokalcoup gegen Dortmund, doch am Wochenende kehrt wieder der triste Bundesliga-Alltag ein.
Ein Abend für die Ewigkeit: Die Werder-Profis feiern den Pokalcoup gegen Dortmund,
doch am Wochenende kehrt wieder der triste Bundesliga-Alltag ein. (nordphoto)
 
Das Heißmacher-Video läuft vor jedem Heimspiel im Weserstadion. Zu sehen sind tolle Werder-Szenen, um die Fans kurz vor dem Anpfiff richtig auf Touren zu bringen: Tore, Paraden, Jubel. Eigentlich wird dieses Video stets ergänzt, um auch aktuelle Bilder zu zeigen, doch zuletzt flimmerte Woche für Woche der identische Clip über die Videoleinwand. Es gab einfach keine Höhepunkte mehr, ehe sich am Dienstagabend durch den 3:2-Erfolg im Pokal gegen Dortmund die Stimmung änderte. Endlich mal wieder ein großes Werder-Spiel, endlich mal wieder positive Emotionen – und das alles am 121. Geburtstag des Vereins. Das hatten alle gebraucht: die Spieler, der Trainer, die Verantwortlichen, die Fans und natürlich die Leute, die das Heißmacher-Video zurechtschneiden. Jiri Pavlenka, der schüchterne Torwart, brachte es mit wenigen Worten auf den Punkt: „Dieses Spiel war so wichtig für unser Gefühl.“

Werder hatte in der Bundesliga nicht viel zu lachen in den vergangenen Monaten nach dem Absturz auf Tabellenplatz 16 und enttäuschenden Leistungen zuhauf. Vor dem Spiel hatten die Bremer dennoch betont, dass es im Pokal immer eine Chance gebe. Sie mussten das sagen, doch viele Fans wollten diese Mutmacher-Floskeln nicht mehr hören. „Es gab kaum ein Spiel in der letzten Zeit, das von den gefühlten Kräfteverhältnissen so ungleich erschien“, hielt Coach Florian Kohfeldt fest.

Die richtigen Worte gefunden

Trotz dieser Ausgangslage und all der Misserfolge stand eine Werder-Mannschaft auf dem Platz, die von der ersten Minute an den Glauben an eine Überraschung gegen den großen Favoriten ausstrahlte. Das sei der Verdienst des Trainers gewesen, betonte Leonardo Bittencourt: „Er hat die richtigen Worte gefunden. Diese Worte haben mich ein Stück weit dazu gebracht, so eine Leistung abzurufen.“ Auch Kohfeldt ist in der Werder-Krise immer stärker in die Kritik geraten, doch die Rückendeckung der Spieler hat er. Und Frank Baumann steht ohnehin hinter dem Trainer. „Es freut mich sehr für Flo, dass wir gewonnen haben und dass er nicht nur die richtigen Worte, sondern auch die richtige Taktik und Aufstellung gewählt hat. Das heißt aber nicht, dass er es in den vergangenen Wochen nicht getan hat“, erklärte der Sportchef.

Das Lob und vor allem der Sieg gegen Dortmund dürften dem Trainer nach harten Monaten guttun, auch wenn er sofort abwiegelte: „Ich war nicht der entscheidende Faktor. Das sind immer die Jungs. Sie haben sich selber befreit, weil sie sich getraut haben.“ Kohfeldt hatte vor der Partie an den Mut appelliert: „Es ging viel um den Mut mit dem Ball. Wir müssen auch Fehlpässe spielen dürfen. Es ging um das Freilaufverhalten, sich in Räume zu bewegen, wo man kombinieren kann. Es ging um Gegenpressing.“ Die Spieler sollten sich also gegen einen Topgegner nicht verstecken, und das funktionierte. Am Ende hatte Werder zwar nur eine Ballbesitzquote von knapp 30 Prozent, doch gerade in der ersten Halbzeit gab es immer wieder Momente, in denen die Gastgeber die Spielkontrolle besaßen. „Wir wollten diese Phasen mit dem Ball haben – Situationen, in denen wir das Spiel beruhigen“, sagte Kohfeldt.

Den Weg weitergehen

Mit anderen Worten: Werder sollte wieder mehr wie das Werder auftreten, das Kohfeldt in seinen Idealvorstellungen vorschwebt. Offensiv, mutig, auf Ballbesitz ausgerichtet – so soll die Mannschaft spielen, hat sie aber schon lange nicht mehr. Nach dem jetzigen Sieg lautete Kohfeldts zentrale Erkenntnis: „Wir haben den Fußball gezeigt, für den wir stehen wollen. Der Weg war immer klar, niemand hat daran gezweifelt. Die Bestätigung fehlte.“ Das Dortmund-Spiel lieferte nun den Beweis, dass Werder es noch kann und trotzdem wusste keiner so recht, wie er damit umgehen sollte.

„Wir haben ein Stück weit unseren Fußball wiedergefunden“, formulierte Kohfeldt vorsichtig, um dann doch wieder zurückzurudern: „Ob wir ihn wiedergefunden haben, wird sich noch zeigen. Aber wir haben gezeigt, dass wir es spielen können und dass wir unter gewissen Umständen gegen jede Mannschaft gewinnen können.“ Die Frage, die im Raum schwebte, lautete: Kann Werder nach der Pokalgala gegen Dortmund auch im grauen Liga-Alltag gegen Union Berlin gewinnen? Das Spiel am Sonnabend gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf hat eine enorme Bedeutung, und bei Werder trauen sie den Eindrücken vom Dienstagabend nicht. „Es ist schwer einzuschätzen, was das weiterhin bewirkt“, sagte Baumann.

Anfang Dezember hatten die Bremer überzeugend in Wolfsburg gewonnen und dann folgten vier Pleiten in Serie. Nach dem glücklichen Sieg in Düsseldorf zum Rückrundenauftakt setzte es zwei Niederlagen. Erfolgserlebnisse, so scheint es, haben Werder zuletzt eher gelähmt als beflügelt. Kohfeldt betonte nun aber: „Die Siege in Wolfsburg und Düsseldorf sind nicht unserem Fußball entsprungen. Das war gegen Dortmund zum ersten Mal anders.“ Natürlich war das auch der besonderen Pokalkonstellation zuzuschreiben. Der Druck des Abstiegskampfes war für einen Abend vergessen, doch am Sonnabend wird er wieder erbarmungslos auf der Mannschaft lasten. Dazu wartet mit Union Berlin ein Gegner, der wohl nicht aufs Fußballspielen erpicht sein wird. Es werde ein komplett anderes Spiel, betonte Kohfeldt. „Aber der Glaube wird wieder stärker bei uns, weil wir uns bewiesen haben, dass es geht.“

Quelle: Weserkurier

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